Pilzbuch Empfehlungen

KEINE DEUTSCHSPRACHIGE BESTIMMUNGSLITERATUR



Bestimmungsliteratur für Mykorrhizen und Hypogäen 


Neuer Titel

Colour Atlas of Ektomycorrhizae

In seinem von 1987 bis 2002 in Etappen entstandenen, insgesamt dreibändigen Werk hat Prof. Dr. Reinhard Agerer (Uni München) die Arbeiten von vermutlich einigen hundert Studenten zusammengefasst und diese in englischer Sprache nach und nach publiziert. Selbst für versierte Pilzkenner ist ohne Spezialkenntnisse diese Bestimmungsliteratur nicht so einfach zu handhaben. Die einzelnen Bestimmungsschlüssel für Ekto-Mykorrhizapilze sind zunächst nach Baumarten differenziert. Den Bestimmungsschlüssel für Arten der Gattung Tuber mykorrhiziert mit Quercus robur (Stieleiche) beispielsweise hat er von Prof. Alessandra Zambonelli (Universität Bologna) übernommen. Neben Farbe, Form und Beschaffenheit der Mykorrhizen geht es vor allem darum, die Textur des Hyphenmantels sowie die Art, Länge und ggf. Verzweigungen der Zystiden, Rhizomorphen, Schnallen und ggf. Sklerotien  zu beurteilen. Bilder von Längs- und Querschnitten der Mykorrhiza mit Hartigschem Netz etc. ergänzen die Beschreibungen. Im Buch enthalten sich auch Checklisten zur makroskopischen und mikroskopischen Erfassung der Mykorrhizen. 

FUNGIH IPOGEI D'EUROPA 

Das Standard-Bestimmungswerk für den Trüffelsucher

Wer nach einem Grundseminar „Trüffelsuche mit Hund“ mit seinem Vierbeiner in die Welt der Trüffelucher einsteigt, also aktiv Trüffel- bzw. Hypogäensuche betreibt, will auch wissen was man so am „Schätzen“ entdeckt hat. Da es dazu keine deutsche Literatur gibt, ist dieses italienische Buch zu empfehlen. Amer Montecci hat die Beschreibungen der Hypogäen in Italienisch und Englisch verfasst. Einige Trüffeln aus der Klasse der Basidiomyceten in diesem Buch wurden übrigens von Dr. Gerhard Groß aus dem Saarland bei dessen Besuch in Italien bestimmt. Dies berichtete er in einem Brief an Dr. Rolf Hintz, dass der Forschungsgruppe Hypogäen im Original vorliegt. 

Montecchi und sein Co-Autor Mario Sarasini behandeln auf insgesamt 714 Seiten Asco-, Basidio-, Glomero- und Zygomyceten. Letztere sind von M. noch nicht in verschiedene Klassen aufgeteilt. Die Bilder zeigen Fruchtkörper, Peridie, Gleba und Mikromerkmale wie Sporen, Asci, Basidien etc. ohne deren Beschreibung und Beurteilung eine Bestimmung von Hypogäen unmöglich wäre. Die Texte enthalten ökologische, topografische, geografische, makroskopische und mikroskopische Details, die in der Summe eine Bestimmung ermöglichen.  

Pilze in Kalkgebieten - Die Großpilze in Jena

Die Großpilze Jenas

Eigentlich schade, denn egal ob Einsteiger, fortgeschrittener Pilzkundigen oder hochkarätiger Spezialist: Leider suggeriert der Titel „Die Großpilze Jenas“ dem allgemein interessierten Pilzfreund, das Werk sei nur von „lokaler Bedeutung“. So präsentiert, hat man sich unwissentlich um einen wirtschaftlichen Erfolg gebracht.  Wirklich schade, denn die eigentlich ehrenamtliche Tätigkeit von A. Günther, T. Böhning, J. Wiesner, A. Vesper, A. Stacke, M. Theiss und A. Gminder hätte aus unserer Sicht eine angemessene Entlohnung durch den Verkauf dieses gelungenen Werkes verdient. Insgesamt stellen die Autoren 1968 (!) Pilzarten aus 490 Gattungen vor. In einem insgesamt etwa 185 km² großen Gebiet wurden 38 Sammelgebiete im kalkhaltigen Hügelland rings um Jena definiert und systematisch nach epigäisch wachsenden Pilzen untersucht. Der bebaute bzw. besiedelte Raum, einige Waldbereiche, Straßenränder, Wiesen, Baumreihen, Feldgehölze, Äcker und Felder also etwa die Hälfte der Region war offensichtlich nicht Gegensand der Untersuchungen. Das schmälert keinesfalls die Qualität des Buches. Geben wir dem Buch einen passenden Obertitel: „Pilze in Kalkgebieten“ - da haben die Pilzkundler sogar ein paar Trüffelstellen ermittelt...

Die Autoren führen an: „Eine Gruppe von Pilz Liebhabern hat hier in über Jahrzehnte angesammeltes Wissen systematisch zusammengeführt. Es ist zu vermuten, dass damit die Erfassung der Pilze im Raum Jena nicht abgeschlossen ist. Auch in Zukunft werden wahrscheinlich weitere Arten gefunden werden.“ – Dem können wir uns aus der Sicht der Hyopgäenspezialisten nur anschließen.

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